Liebherr ermöglicht das Standardisieren in der Fertigungsumgebung
Weltweit agierender Konzern mit einem umfangreichen Portfolio. Dazu zählen Kräne für verschiedene Einsatzszenarien in der Bauwirtschaft, Werkzeugmaschinen und Automatisierungssysteme oder Hausgeräte.
Branche: Herstellung
Standort: Bulle, Schweiz
Unternehmensgröße: 51.000 mitarbeiter
Website: Liebherr.com
Um die Arbeit auf kleinen Baustellen zu erleichtern, entwickelte Hans Liebherr 1949 seinen mobilen Turmdrehkran (TK10). Das Besondere daran: Der Kran konnte innerhalb weniger Stunden montiert werden. Das steigerte im Nachkriegsdeutschland die Flexibilität von Bauunternehmen deutlich. Mit dieser Weltneuheit begann der Aufstieg von Liebherr zu einem weltweit agierenden Konzern. Heute liegt der Hauptsitz des Familienunternehmens nicht mehr am Gründungsstandort im Baden-Württembergischen Kirchdorf an der Iller, sondern im Schweizerischen Bulle. Aus dem kleinen Familienbetrieb ist ein globaler Konzern geworden, der in den letzten Jahrzehnten sein Angebotsspektrum kontinuierlich ausgebaut hat. Das umfangreiche Portfolio an Kränen für unterschiedliche Einsatzszenarien ergänzen heute Automatisierungssysteme, Hausgeräte sowie Werkzeugmaschinen. Liebherr ist auf allen fünf Kontinenten mit insgesamt 44 Standorten vertreten, die in 13 Bereichen tätig sind.
Im Bereich Manufacturing setzt Liebherr für die Fertigung zahlreiche unterschiedliche und spezielle Werkzeugmaschinen ein. Im Laufe der Jahre ist daraus ein heterogener Maschinenpark mit Hunderten von Maschinentypen unterschiedlicher Hersteller entstanden.
Während die Innovationszyklen bei der klassischen IT-Hardware nur sehr kurz sind, haben Anlagen im Maschinenbau eine lange Lebensdauer von 10 oder mehr Jahren. Aufgrund dessen sind die Schnittstellen der Fertigungseinrichtungen nicht durchgehend ‚State-of-the-Art‘. Das Umfeld ist überwiegend proprietär, Standard-Kommunikationsprotokolle oder einheitliche Steuerungselemente sind nur teilweise vorhanden.
Die Palette reicht von seriellen Verbindungen über Ethernet bis hin zur analogen E/A-Signalisierung. Bei den Betriebssystemen findet sich eine breite Auswahl von MS-DOS, Linux sowie Windows in unterschiedlichen Versionen. Diese Problematik ist nicht neu und beschäftig den kompletten Maschinenbau bei der Digitalisierung der Fertigung.
Um diese heterogenen Fertigungseinrichtungen zu verbinden und die Kommunikation zwischen den Gerätegenerationen zu optimieren, wurden verschieden Ansätze evaluiert. Ziel war es, die vorhandenen Strukturen zu vereinheitlichen und die Transparenz zu verbessern. In abteilungsübergreifenden Workshops wurden darüber hinaus aktuelle sowie zukünftige Anforderungen gesammelt.
Im Zuge der Nachbearbeitung sowie nach intensiven Recherchen war schnell ersichtlich: Alle Use-Cases haben eins gemeinsam. Sie benötigen sichere, zuverlässige, harmonisierte Live-Daten von jeder Fertigungseinrichtung. Die erhobenen Daten müssen bedarfsgerecht aufgearbeitet und jedem für eine Wertschöpfung zur Verfügung stehen. Auf dem Markt gibt es keine fertigen Lösungen zu kaufen, die alles abdeckt. Ein wesentlicher Teil der sicheren Vernetzung kann nur über modernste Netzwerktechnik realisiert werden.
„Innovationen brauchen Freiräume und können nicht in einer aktiven Fertigung verprobt werde. Hierfür wird eine Spielwiese benötigt, in der sich Experten zwanglos und in einem offenen Ansatz treffen und kollaborieren können.“
Matthias Morath, PLM-Innovation Consultant
„Ausgelöst durch die Pandemie, sehen wir uns mit gestörten globale Lieferketten sowie Engpässe bei Maschinenersatzteilen konfrontiert“, erklärt Matthias Morath, PLM-Innovation Consultant bei Liebherr IT Services. „Hinzu kamen eine fehlende Planungssicherheit beim Bezug von Neumaschinen, neue Anforderungen in Bezug auf das Verarbeiten von Maschinendaten und IT-Security Richtlinien. Das zeigte uns, dass wir die Vernetzung nicht durch das Herauswachsen und schrittweise Ersetzen des Maschinenparks lösen können“.
Der Anforderungskatalog beinhaltete auch ein umfassendes Monitoring für die Überwachung sämtlicher IT-Komponenten, deren Abhängigkeiten und Services. Durch eine automatisierte Diagnose können zusammenhängende Fehlerbilder schnell erkannt und dem dementsprechenden First sowie Second Level Support zugewiesen werden. Für den sicheren Remote-Zugriff ist die Implementierung diverser standardisierter Schnittstellen vorgesehen. Sowohl die Wartung als auch die Problemüberwachung und -behebung sowie die Realisierung von Optimierungsmöglichkeiten sollen so zu jeder Uhrzeit vor Ort und remote gewährleistet sein.
„Innovationen brauchen Freiräume und können nicht in einer aktiven Fertigung verprobt werde. Hierfür wird eine Spielwiese benötigt, in der sich Experten zwanglos und in einem offenen Ansatz treffen und kollaborieren können“, weiß Matthias Morath aus dem Arbeitsalltag. Bei der Erprobung der IIoT Box wurde dieser Ansatz bestätigt. Mit der Aachner Werkzeugbau Akademie (WBA) sowie dem European 4.0 Transformation Center (E4TC) wurde in enger Zusammenarbeit mit Cisco das Funktionsspektrum erweitert und auf Herz und Nieren geprüft. Die WBA und das E4TC sind beides Center auf dem RWTH Aachen Campus. Cisco brachte das Knowhow und die Erfahrung im Bereich der Integration von klassischer IT mit OT- Umgebung mit ein. Die WBA steuerte zum Projekt die technische Expertise in Micro Service, der Visualisierung sowie Auswertung der fertigungsrelevanten Daten bei. Zukunftsweisende Lösungen wurden in der Demo-Fabrik an drei Fertigungseinrichtungen in der RWTH verprobt. „Wir begrüßen den offenen Ansatz und die enge Zusammenarbeit von Liebherr und Cisco. Als Berater von mittelständischen Unternehmen bei der Planung und Einführung moderner Industrie-Landschaften profitieren wir alle davon“, verdeutlicht Jan-Hendrik Wiese, Leiter Innovation und digitale Lösungen an der WBA.
Heute kann die Liebherr mit der neuen Lösung seine OT-basierten Geräte auf einer einheitlichen Kommunikationsplattform miteinander verbinden. Damit wurde die Grundlage für aktuelle und zukünftige Anforderungen für die Vernetzung in der Smart Factory geschaffen. Ein gängiges Beispiel ist das Freischalten eines Remote Services. Netzwerkprofile im Switch könne vor Ort bei Bedarf über einen Schlüsselschalter freigeschalten werden. Eine aktive Freischaltung wird über eine Signallampe ausgegeben. Über den Alarmausgang des Cisco Catalyst IE3400 Rugged Series Switch lassen sich ebenfalls einzelne Komponenten oder Bereiche zur Fehlerdiagnose ein- oder ausschalten. Dadurch kann bei Störungen im Produktionsprozess eine schnelle automatisierte Diagnose realisiert werden. Der Catalyst IE3400 Rugged Series Switch wurde für den Betrieb in kritischen Umgebungen konzipiert. Er kann in einem Schaltschrank verbaut werden und bleibt auch in Umgebungen mit hohen Temperaturen hochverfügbar.
Durch das Anbieten einer IIoT Box ist die Basis dafür geschaffen worden, dass jegliche Fertigungseinrichtung vernetzt sowie auf einen definierten aktuellen Standard gehoben werden kann. Durch die Eigenfertigung der BOX können Umbausätze problemlos erstellt sowie in Fläche ausgerollt werden. Die Standardisierung ermöglicht ein gemeinsames Schulungskonzept und fördert den standortübergreifenden Wissensaustausch. Ebenfalls wird die sichere Konnektivität zu den bekannten Systemen wie zum Beispiel das Manufacturing Execution System (MES) sowie die Betriebsdatenerfassung (BDE) erleichtert. Die Option zur vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) verringert Produktionsausfälle. Ein aktives Monitoring ermöglicht über alle Komponenten des Maschinenparks hinweg eine aktuelle Zustandsbeschreibung. Durch die Steuerung und Überwachen der technischen Infrastruktur wie zum Beispiel die technischen Gase inklusive Druckluft, Kühlung, Heizung können vorhanden Ressourcen effizienter einsetzen werden. Die modernisierte Produktionsumgebung soll eine umfassende Transparenz sowie die Optimierung der Kostenkontrolle ermöglichen. Echtzeitnahe sowie historische Daten decken Verschwendungen auf und fördern die Agilität. Durch ein Retrofit können komplett abgeschrieben Bestandsanlage zudem nachträglich vernetzt werden. Das verlängert die Abschreibungsfristen für den Maschinenpark. Teure Investitionen in Neuanlagen können entfallen. „Die Harmonisierung und Standardisierung unserer Fertigung mit unserer IT-Umgebung ist ein fortlaufender Prozess. Durch die IIoT Box haben wir die Basis für einen höhere Transparenz erreicht. Das ermöglicht uns, schnell und agil auf Engpässe oder Veränderung zu reagieren“, zieht Matthias Morath ein vorläufiges Resümee.
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